Das Kreuzpfeilschild

St. Sebastianuskreuz
St. Sebastianuskreuz

Uta Kirsten Remmers M.A.

 

Im Oktober 1347 trat in Messina die Pest auf. Man konnte der Seuche nichts entgegensetzen. In mehreren Pestwellen wurde beinahe ein Drittel der Bevölkerung Europas hingerafft. Weder Gebete noch Bittprozessionen halfen gegen die verheerende Krankheit. Verzweifelt suchten die Menschen nach Schuldigen. So wurden 1348 elf Juden beschuldigt, Brunnenwasser verseucht und dadurch die Pest verursacht zu haben. Man verurteilte sie zum Tod auf dem Scheiterhaufen. Damals setzte eine bis dahin nicht da gewesene Judenverfolgung ein. Mitte Dezember 1349 erreichte die Pest Köln. Die Übertragungsweise der Krankheit war nicht bekannt, sie schien wie aus dem Nichts zu den Menschen zu fliegen. Schon in der Antike hatte man sich deswegen vorgestellt, dass die Ansteckung mit unsichtbaren Pfeilen erfolge. Die Menschen des Mittelalters besannen sich auf den Heiligen Sebastian, der durch Pfeilbeschuss hatte sterben sollen, diesen Angriff aber überstand. Seine Reliquien waren schon im Jahr 680 in Rom erfolgreich gegen die Pest eingesetzt worden. Nach der Prozession war die Seuche dort erloschen. In ihrer Not wandten sich die Menschen auch jetzt den Heiligen zu. Sie flehten neben Sebastian die 14 Nothelfer, Rochus, Antonius und viele andere um Hilfe an. Insbesondere die Bruderschaften sahen ihre persönliche Hilfeleistung aber nicht nur im Gebet für die Kranken. Unter Gefährdung ihres eigenen Lebens sorgten sie für ein christliches Begräbnis der unzähligen Toten, nahmen sich der Waisen an und bewachten die leerstehenden Häuser, damit sie nicht geplündert wurden. Sie hielten das christliche Gebot der Nächstenliebe und -hilfe aufrecht, obwohl unvorstellbare Verhältnisse herrschten. Die große Zahl der Toten hatte nämlich auch wirtschaftliche und soziale Folgen. Es herrschte Hunger, weil niemand mehr die Felder bestellte und das Vieh versorgte. Ein zerbrochenes Wagenrad blieb zerbrochen, weil der letzte Wagner der Stadt am Tag zuvor an der Pest gestorben war. Nur Eigeninitiative und gegenseitige Unterstützung konnten jetzt noch helfen. Diese schreckliche Zeit war eine der Blütezeiten des Bruderschaftsgedankens. Die beiden Pfeile über dem Kreuz sind zwar erst Jahrhunderte später zu unserem Verbandsabzeichen geworden. Sie können uns aber auch heute noch an diese Zeit der intensiv gelebten Nächstenliebe erinnern, als man die pestverseuchten Häuser mit zwei gekreuzten Pfeilen markierte.

 

Entnommen von der Seite des Bundes der historischen deutschen Schützenbruderschaften e.V.

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Kommentare: 1
  • #1

    Best Juicer (Sonntag, 14 April 2013 02:03)

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